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Fahrer im Fokus – heute: Edward Hübner

Edward Hübner

Edward Hübner ist zweifellos eine der prägendsten Figuren im Deutschen Endurosport der letzten Jahre.

Der mittlerweile 34-jährige Sachse zählt nun schon über eineinhalb Jahrzehnte zur absoluten nationalen Spitze. Fünf DEM-Einzeltitel auf Yamaha und KTM sprechen klar für sich! Doch Eddi zieht es wie keinen anderen immer wieder in die weite Endurowelt hinaus. Der ehemalige Junioren-Vizeeuropameister war teils über weite Strecken der einzige Deutsche, der überhaupt die Weltmeisterschaft in Angriff nahm. Warum dies so ist, was seine größten Erfolge waren und was er dem Nachwuchs empfiehlt, verrät er uns im folgenden Interview.

Foto – DEM Dahlen 2022

Hallo Eddi, Grundsatzfrage: Warum Enduro und kein Trial, Kart, Fußball oder Tischtennis? Gab es jemals eine Alternative oder hast Du in jungen Jahren noch anderen Sport betrieben?

Nein, es war alternativlos! Hauptsache ein Motor, zwei Räder und ab durch den Dreck! (lacht) Es hätte auch Motocross sein können, aber letztendlich bin ich beim Enduro hängengeblieben. Die Vielseitigkeit und was den Fahrern alles so abverlangt wird, fand ich irgendwie spannender. Zumal ich mit dem Endurosport auch ein stückweit aufgewachsen bin. Meine Eltern haben meine Brüder und mich schon von klein auf zu Six Days und WM-Läufen mitgenommen, wodurch mein Interesse natürlich frühzeitig geweckt wurde. Der Klassiker also! Ich mochte es schon damals, an den Prüfungen zu stehen und die Fahrer zu beobachten, wie diese voll konzentriert in die Tests einfuhren. Das hat mich total fasziniert. Allerdings dauerte es noch eine ganze Zeit bis ich letztlich meine Enduro-Karriere starten konnte. Bis dahin wurde eben das Fahrrad im Gelände endlos strapaziert. Ansonsten habe ich mich zur Schulzeit auch im Tennis versucht. Das war aber nicht so meins und ich habe es schnell wieder sein lassen…

Rückblickend auf Deine bisherige Karriere und ganz spontan: Welches Erlebnis oder Ergebnis ist Dir am positivsten in Erinnerung bzw. welcher Erfolg bedeutet Dir am meisten?

Definitiv die Six Days 2015! Platz vier mit der Deutschen Trophy und mein dritter Platz in der E1-Klassenwertung waren ein echtes Highlight! Auch der Gesamtsieg bei „Rund um Zschopau“ 2015 ist ein unvergesslicher Erfolg und wie ich 2015 in Woltersdorf meinen Titel-Hattrick perfekt machen konnte. In Summe eigentlich das gesamte Jahr 2015! Auch was meine Leistung in der WM anging! Da hatte ich Prüfungen dabei, bei denen ich unter die Top Drei fuhr. Auch auf diese kleinen Erfolge bin ich extrem stolz!

Foto – EGP Italien 2015

Und Dein Negativ-Erlebnis?

Einfach das komplette Jahr 2016! Ich bin nach diesem superguten Vorjahr mit hohen Erwartungen in die Saison gestartet, die sich aber nicht wirklich erfüllten. Markenwechsel. Und dann eben dieser heftige Sturz in Waldkappel mit der kapitalen Fußverletzung.

Es stand auf Messers Schneide, ob Du mit dieser Verletzung jemals wieder Enduro fahren kannst. Hast Du Dich damals mit dem Gedanken befasst “Das war´s womöglich…“ oder warst Du immer zu 100% davon überzeugt zurückzukehren, getreu Deinem Motto „Never give up?“

Es gab keine Diskussion für mich! Ich wollte einfach nur wieder Motorrad fahren. Egal, wie düster manche Prognose war und was die Ärzte gesagt haben, es gab keine Option, ich wollte um jeden Preis wieder zurück auf´s Bike! Das war von Anfang an mein Ziel!

Wie hast Du Dich motiviert und woher hast Du die Kraft geschöpft, so stark und eindrucksvoll zurückzukommen? Nicht wenige hätten in Deiner Situation sicherlich das Handtuch geworfen…

Ohne Motorradfahren kann ich einfach nicht! (lacht) Da würde mir einfach etwas fehlen!
Das Motorradfahren bedeutet mir unheimlich viel, ich mache das alles zu gern. Ich liebe meinen Sport, sich zu quälen, zu trainieren, sich vollkommen zu verausgaben. Das hat mir schon alles im Krankenhaus gefehlt. Von daher wollte ich einfach nur zurückkommen, wieder Rennen bestreiten und mir einfach beweisen, dass ich diesen Sport auch mit einem Handicap ausleben kann. Ich habe es nur für mich gemacht, für keinen anderen, wenngleich meine Familie jederzeit voll und ganz hinter mir stand. Sie hat mir Kraft gegeben und mich voll unterstützt. Wohl auch, weil alle wussten, dass ich sowieso meinen eigenen Kopf habe und mir hätte eh nicht reinreden lassen, es vielleicht doch aufzugeben. (lacht)

Weil die WM vor der Tür steht: Woher kommt Dein unermüdlicher Antrieb, immer wieder an der WM teilzunehmen – einige Jahre auch als einziger deutscher Vertreter überhaupt? Ganz nüchtern betrachtet fährst Du dort im Gegensatz zur DEM ja nicht um den Titel mit…

Ich liebe die WM einfach, das Flair, sich mit den besten Fahrern der Welt zu messen. Es ist das gesamte Paket, die Strecken, die Landschaften, das Fahrerlager mit Menschen aus der ganzen Welt. Es ist einfach ein tolles Gefühl, ein Teil des Ganzen zu sein. Klar gibt es Leute die sich fragen, warum fährt der eigentlich zur WM, wenn er dort eh nur Zehnter wird. Dazu kann ich nur sagen, jede Sekunde, die ich auf die Spitze weniger verliere, ist für mich eine gewonnene Sekunde und damit ein kleines Erfolgserlebnis! So sehe ich das! Das treibt mich noch immer an! Das Fahren im Ausland ist einfach so spannend und abwechslungsreich, das gibt mir viel mehr, als eben immer nur ausschließlich in Deutschland Rennen zu bestreiten. Würde ich diese Möglichkeit nicht mehr haben, internationale Veranstaltungen bestreiten zu können, dann würde ich komplett mit dem Sport aufhören.

Was braucht aus Deiner Sicht ein junger Fahrer, um das Abenteuer Enduro-WM in Angriff zu nehmen bzw. was sollte er mitbringen?

Ehrgeiz, ganz klar! Und einfach den Mut zu haben, sich mit den Besten messen zu wollen, dabei aber immer eine gesunde Selbsteinschätzung zu wahren. Letztendlich brauchst du relativ wenig, um einen WM-Lauf zu bestreiten. Klar musst du viel reisen. Aber ob du jetzt zu Hause jedes Wochenende 200 Kilometer zum Training fährst, für nichts, für kein Rennen, weil die Meisterschaft erst im Frühherbst fortgesetzt wird oder eben mal 1000 km zum WM-Lauf nach Italien, um einfach mal hinein zu schnuppern, macht keinen großen Unterscheid. Ich würde sogar behaupten, an einem WM-Wochenende lernt man sogar um ein Vielfaches mehr! Ich kann nur empfehlen, einfach mal loszufahren und es probieren. Anders habe ich auch nicht begonnen. Ich war damals 20, als ich mit meinem Bruder Julius, der erst 16 geworden war, zum WM-Lauf nach Polen gefahren bin. Wir haben alles komplett alleine organisiert, zusammen geschraubt uns alles vorbereitet. Und das ging auch! Ich bin gefahren und er hat die Betreuung übernommen, ist mit dem Simson-Roller und dem Benzin-Kanister zwischen den Beinen zwischen ZK und Prüfungen gependelt. Er hat damals mindestens genau so gekämpft, wie ich damals auf der Strecke! (lacht)
(Anm.: Eddi belegte bei seinem damaligen WM-Debüt in der Junioren-Klasse die Plätze acht und fünfzehn von insgesamt 49 Startern!)

Foto – EGP Polen 2008

Letzte Frage: Deine persönlichen Ziele für die bevorstehende WM-Saison?

Mich noch einmal zu verbessern. Das sage ich immer, wirklich immer, aber so ist es auch! Ich habe im Vorfeld bezüglich der Trainingsabläufe einiges umgestellt und bin daher recht optimistisch. Ich bin hochmotiviert, richtig fit und freue mich einfach nur darauf, dass es nun endlich los geht! Alles andere wird sich zeigen…

Dann drücken wir Dir für die kommende WM-Saison fest die Daumen und wünschen viel Erfolg!

Quelle: Peter Teichmann

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