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Supercross: Dortmund verneigt sich vor König Bowers

Dortmund

Der Finaltag des 37. ADAC Supercross Dortmund war geprägt von Superlativen. Als alter und neuer „König von Dortmund“ stand am Ende Tyler Bowers (Monster Energy Kawasaki Elf Team Pfeil) im Rampenlicht. Der US-Amerikaner ist der erste Pilot in der Geschichte von Deutschlands ältester Supercross-Veranstaltung, der dreimal in Folge den Titel errang. „Natürlich wollte ich den dritten Titel in Folge“, sagte Bowers. „Und natürlich habe ich daran geglaubt, dass ich das schaffen kann. Aber jetzt, wo ich zum dritten Mal in Folge den Thron bestiegen habe, fehlen mir einfach die Worte. Ich denke, es wird ein paar Tage dauern, bis ich das realisiert habe.“

Das Finalrennen hätte ein Krimiautor nicht spannender inszenieren können. Drei Top-Stars – Tyler Bowers und die beiden Fahrer des Team Twenty Suspension, Thomas Ramette und Cedric Soubeyras – gingen mit einem Abstand von nur jeweils einem Punkt in das Finale. Die direkte Zielreihenfolge würde über Sieg oder Niederlage entscheiden. Nach 20 harten Runden lautete das Klassement Bowers vor Soubeyras und Ramette. Was dazwischen passierte, war ein Thriller. Von dem beinharten Duell zwischen Bowers und Soubeyras um dem Sieg werden die Zuschauer noch lange sprechen. Mehrfach wechselte die Führung. Zwei ausgemachte Profis agierten am absoluten Limit auf Augenhöhe. „Es war ein verrückter Kampf“, sagte Soubeyras. „Unglaublich hart aber immer fair.“ Das bestätigte Bowers: „Ich war im Begrenzer. Mehr ging nicht und mir war klar, dass einer von uns beiden früher oder später einen Fehler machen würde. Das Glück war heute auf meiner Seite.“ Soubeyras setzte in der vorletzten Runde einen Sprung zu kurz, verlor seinen Schwung und Bowers setzte sich an die Spitze. „Gratulation an Tyler. Es hat mir unheimlich Spaß gemacht, gegen ihn zu fahren. Er ist ein verdienter König. Und nächstes Jahr bin ich wieder am Start für die Revanche.“

Zu einem emotionalen Moment kam es gleich zu Beginn der Veranstaltung. Dortmund-Legende Florent Richier verabschiedete sich von seinen Fans in der Wesfalenhalle. Der Franzose, der im Fahrerlager oft „Franz Richter“ genannt wird, beendet seine SX-Karriere. Am Samstag knackte der „König von Dortmund“ in den Jahren 2011 und 2013 noch die magische 400-Punkte-Marke in der ewigen Bestenliste des Events, die er aufgrund seines großen Vorsprungs noch einige Jahre lang anführen wird. „Ich bin stolz, dass ich hier Geschichte schreiben konnte. Aber jetzt ist es Zeit, das Kapitel zu beenden“, so der sichtlich gerührte Richier. „Es war mir immer eine große Freude, hier an den Start zu gehen.“

Joey Crown strauchelt, Anthony Bourdon holt den Prinzen-Titel nach Frankreich
Die Entscheidung um den SX2-Titel fiel erst auf den letzten Metern. In einem Finale, das dem der SX1 in Sachen Spannung in nichts nachstand, fuhr Anthony Bourdon (STC Racing IXS) zum Sieg und krönte sich zum „Prinz von Dortmund“. Der Franzose beendete die Drei-Tages-Wertung punktgleich mit Joey Crown (Sturm Racing Team), der hinter Lucas Imbert (Meyer Racing Team) Dritter wurde. Den Ausschlag gab am Ende gemäß den Regularien der Sieg am Finaltag. „Ein verrückter Tag“, fasste Bourdon, der den direkten Einzug in das Finale verpasste und über den Hoffnungslauf die Extrameile gehen musste, seinen Renntag in der Westfalenhalle zusammen. „Als ich das dann geschafft hatte, habe ich wieder an meine Chance geglaubt und einfach nur gepusht. ‚Prinz von Dortmund‘ zu sein, bedeutet mir sehr viel.“ Crown, der an den ersten beiden Tagen das Geschehen in der SX2 dominiert hatte, verlor den Sieg nach einem Fehler im Rennen über 15 Runden. „Das war einfach nur dämlich von mir – anders kann ich das nicht sagen“, räumte der US-Boy ein. „Das Feld in Dortmund war einfach zu stark. Fehler darf man sich hier nicht erlauben.“ Am Finaltag schafften zwei weitere Piloten aus Deutschland den Sprung in das Finale. Paul Haberland (Motorrad Waldmann) wurde Sechster, Carl Ostermann (BULLS.Xtreme HUSQVARNA SX Racing), der mit Abstand jüngste Fahrer im Feld, wurde Zehnter.

Starke Talente begeistern in den Nachwuchs-Klassen
Schwarz-Rot-Gold dominierte auf dem Podium beim letzten Rennen der SX125. Pius Bergmann (Sturm Racing Team) holte den Sieg vor Justin Weirauch (Zimba RCT) und Carl Massur (KTM Sarholz Racing Team). Die Ränge vier, zwei und schließlich eins reichten Bergmann, um sich nach drei Tagen den Titel „Mini-Prinz von Dortmund“ zu sichern. Die Freude war groß: „Ich war heute top in Form. Der Start war mega. In den ersten zwei Runden lief es nicht ganz so flüssig, aber dann habe ich meinen Flow gefunden und konnte den Sieg nach Hause fahren. Einfach nur super.“

Der Sieg im MAOAM Kids-Race ging an Dean-Alexander Kubik. Der junge Nachwuchs-Crosser aus Nienhagen setzte sich im Rennen über sechs Runden auf dem gleichen Kurs, den die Topstars in der Westfalenhalle fahren, gegen Lokalmatador Mika Plaas durch. Der Dortmunder führte das Rennen in der Anfangsphase souverän an, stürzte jedoch hinter dem großen Landehügel der Freestyler und rutschte auf Rang vier zurück. Im Anschluss bewies er Kampfgeist und schob sich wieder bis auf Rang zwei nach vorne. Rang drei ging an Max Meyer aus Allersberg. „Ich bin in Holland ein Supercross-Rennen gefahren, um mich vorzubereiten“, sagte Plaas, der von der heißen Stimmung in der Westfalenhalle sichtlich beeindruckt war. „Mein Traum wäre, hier in einigen Jahren mal mit einer 125er an den Start zu gehen.“

Rennszene SX1. Foto: Jan Brucke



28.500 Zuschauer – Veranstalter zieht positives Fazit
Nach drei Tagen Vollgas in der Ruhr-Metropole zieht der veranstaltende ADAC Westfalen e.V. ein positives Fazit. „Wir haben in diesem Jahr mit dem ADAC Supercross Dortmund die Westfalenhalle wieder in einen Hexenkessel verwandelt“, sagt Jürgen Hieke, Vorstand Sport ADAC Westfalen e.V.. „Ein spektakulär inszeniertes Opening mit der von den Fans geliebten Lasershow, spannende Rennen in allen Klassen und eine beeindruckende Premiere beim Red Bull Freestyle, wo Luc Ackermann den ersten Doppel-Backflip in Dortmund gesprungen ist – was will man mehr? Unser Anspruch ist, diese Traditionsveranstaltung stetig weiterzuentwickeln und fit für das neue Jahrzehnt zu machen, ohne dabei die DNA zu verändern. An Ideen mangelt es uns nicht, damit wir auch im nächsten Jahr die Fans in der Westfalenhalle bei der 38. Ausgabe wieder begeistern können.“

Termin 2021 vormerken!
Auch im nächsten Jahr schallt wieder „Hallo Dortmund“ durch das weite Rund der Westfalenhalle. Das 38. ADAC Supercross Dortmund findet 2021 vom 15. bis 17. Januar statt. Der Ticket-Vorverkauf startet wie gewohnt Anfang September.

Fotos: Jan Brucke

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